Ergebnisse der alpenweiten Online-Umfrage

Welchen Charakter besitzt der naturnahe Tourismus im Alpenraum? Was ist wichtig, damit man von naturnahem Tourismus sprechen kann? Was müssen Anbieter und Gäste eines naturnahen Tourismus erfüllen? Was sind typische Einrichtungen des naturnahen Tourismus? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, fand im Sommer 2012 unter Tourismusvertretern und weiteren relevanten Stakeholdern eine alpenweite schriftliche Online-Umfrage statt. Die Umfrage wurde in den sechs Alpenländern Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz und Slowenien durchgeführt. Die regionalen Schwerpunkte der Befragung bildeten die Alpengebiete dieser Länder gemäss Abgrenzung der Alpenkonvention. Befragt wurden mit dem Tourismus befasste Fachleute aus Praxis und Forschung sowie Personen aus verwandten Bereichen wie Verwaltung, Planung und Umweltschutz. Das Ziel der Untersuchung bestand darin, mehr über die Bedeutung und die Herausforderungen des naturnahen Tourismus in den Alpen zu erfahren.

Im naturnahen Tourismus halten die Befragten die ökologische Dimension als mit Abstand für die wichtigste. Der naturnahe Tourismus solle mithelfen, negative Auswirkungen auf Natur und Landschaft zu minimieren, wozu die Sensibilisierung von Gästen und Einheimischen besonders wichtig sei. Von den Anbietern und Gästen des naturnahen Tourismus erwarten die Befragten ein klares Bekenntnis zum Natur- und Ressourcenschutz. Der Beitrag des naturnahen Tourismus an die Regionalentwicklung wird zwar auch als wichtig beurteilt, ist laut den Befragten aber weniger relevant als die ökologische Dimension. Attraktive und geschützte Natur- und Kulturlandschaften bilden für die Befragten die entscheidende Basis des naturnahen Tourismus. Um diese zu erhalten und weiterzuentwickeln, wird ein aktives Gebietsmanagement als wichtig und nötig erachtet. Dabei wären die Befragten auch bereit, Freizeitaktivitäten einzuschränken, falls dies für den Schutz von Natur und Landschaft notwendig ist. In diesem Rahmen wird auch die Besucherlenkung als wichtiges Instrument angesehen. Als wichtigste Gästemotive im naturnahen Tourismus kennen die Befragten die Entspannung in der Natur, das kontemplative Naturerlebnis, das Aktivsein in der Natur sowie die verantwortungsvolle Urlaubsgestaltung. Unwichtig sind "Instant"-Angebote und anlagenbasierte Sportaktivitäten. Zu viel Fun und Adrenalin passen nicht zum naturnahen Tourismus, ebenso lehnen die Befragten grosse Infrastrukturen ab. Als wichtige Elemente der Servicekette sehen sie weitere Angebote, wie jene der sanften Mobilität und der regionalen Produkte. Pauschalangebote und Gruppenreisen werden kaum dem naturnahen Tourismus zugeschrieben. Der Umsatzanteil des naturnahen Tourismus am gesamten Alpentourismus liegt nach Meinung der Befragten bei 15 bis 25 Prozent. Bis 2030 gehen fast alle Befragten von einer weiteren Steigerung des Umsatzanteils des naturnahen Tourismus aus, die Spanne reicht von zusätzlichen 18 bis 23 Prozent.

Wichtige Elemente des naturnahen Tourismus; absteigend differenziert nach der Kategorie «sehr wichtig»; n=1365; Mehrfachnennungen möglich © Siegrist, Gessner und Ketterer Bonnelame 2015

Checkliste Naturnaher Tourismus (Projekt "NaTourCert" – Alpenweite Qualitätsstandards des naturnahen Tourismus)